Wenn der Wecker klingelt, dreht es sich knurrend um. Er sehnt sich zurück in die Dunkelheit seiner Unterwelt.
Im Halbschlaf sucht er seine Restträume und die Wärme seiner letzten Stunden. Doch der Tag erlaubt ihm kein Zurück, raubt die Chance zur letzten Vergangenheit. Das Licht entreißt ihm die Geborgenheit. die frühen Sonnenstrahlen werden ihm zur Qual, der langsam erwachende Tag vernebelt unaufhaltsam sein Gemüt.
Denn erst wenn es Nacht wird in der Stadt, erst wenn die ersten Leuchtreklamen flackern und sich die Fensterläden schließen, wenn die Laternen schummern und der Tag mit Würde sein Gesicht verliert, erwacht sein eigentliches Leben.
Das Leben der Nacht.
Es ist die lange Nacht der Liebenden und Heimatlosen, die Nacht der Diebe, Dirnen und Dämonen, der Dichter, Denker, Durchgeknallten. Die Nacht der Kauze, Katzen und Casinos, die Nacht der Kreativen und der Krankenschwestern. Es ist die Nacht der Tänzer, Träumer, Trunkenbolde. Die Clubs öffnen endlich ihre tags verschlossene Tür und die Kinos starten für die Schwärmer nun ihr zweifelhaftes Nachtprogramm.
Die Discos spielen rhythmisch ihre eigene kleine Nachtmusik und Mönche sammeln sich zum Nachtgebet. All ihnen ist die Nacht Revier und stetig neues Lebenselixier.
Der Mond ist jetzt der treueste Begleiter. Als ab- und aufsteigender Gesell erzählt er geheimnisvoll Geschichten und seine Kraft ist für die Schwärmer stärker als jedes Sonnenlicht. Dem Nachtaktiven dürfte diese Stimmung nie vergehen. Er fühlt sich in der Dunkelheit des Mutterleibes Erde geborgen, sie hat die Nacht zu seinem Tag erkoren.
Sein Tag beginnt beginnt, wenn die gute Nacht in immer neuer Ewigkeit erlischt.
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