K24Salonabend am 20. April 2016
Wie und wo wollen wir wohnen – Heimat zwischen Wunsch und Wirklichkeit
An dem ausgebuchten K24 Salonabend ging es um die Betrachtung des Mikrokosmos Wohnen, d.h. Wohnung oder Haus und um den Makrokosmos, nämlich den Ort, den Stadtteil, Viertel. Wieviel Wohnung ist in den Städten noch bezahlbar? Was bedeutet Gentrifizierung? Welche Auswirkung hat der demografische Wandel auf das Wohnen der Zukunft? Welche neuen Formen des Wohnens sind sinnvoll? Welche Rolle spielen Serviceleistungen rund um das Wohnen heute und in Zukunft – vor allem bei einer digitalen Durchdringung unserer Gesellschaft?
Für den Mikrokosmos des Wohnens, also der konkreten Wohnung, des Hauses, saß Dr.Reiner Götzen am Tisch, Geschäftsführer der INTERBODEN Gruppe>>>, der mit seinen innovativen Lebenswelten Wohn-Quartiere entwickelt, in denen auch neue Formen des Zusammenlebens ermöglicht werden. Hierbei sind Schwerpunkte, die Verknüpfung von Wirtschaftlichkeit, Architektur und Gestaltung, soziale Nutzungskonzepte, Umweltverträglichkeit sowie technisch und sozial innovative Konzepte.
Für den Bereich Makrokosmos saß der Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW>>>, Markus Lehrmann, am Tisch. Er ist von Hause aus Stadtplaner und hat einen weitsichtigen und ebenso kritischen Blick auf die Entwicklung von urbanen Strukturen. Gleichzeitig ist er Geschäftsführer der Baukunstarchiv NRW gGmbH in Düsseldorf, bei der die Stadtentwicklung in all ihren Facetten archiviert wird.
Dass Wohnen, Wohnsituation, vor allem auch vor dem Hintergrund von Zuwanderung, demografischem Wandel und urbanem Strukturwandel wirklich virulent ist, zeigte das moderierte Gespräch an dem Abend, das stark bestimmt wurde von den außergewöhnlich aktiven Gästen, ihren Fragen und konstruktiven Gesprächsbeiträgen. Zumal z.B. Dr. Reiner Götzen den Ball schon zu Beginn an das Publikum zurückspielte und fragte : „Nicht, wie wollen WIR wohnen, sondern wie wollen SIE wohnen?“
Im Kern ging es um folgende Themenschwerpunkte:
Wohnen heute, wie groß, wie teuer, wie gut?
Wie entstehen neue Quartiere, z.B. Calor Carre oder Leflair in Düsseldorf. Wann wird ein solches Konstrukt zur Heimat?
Wohnen im demografischem Wandel, älter werden in der Innenstadt oder am grünen Rand?
Was ist die Zukunft des Bauens, welche Fantasie haben die Macher?
Wohnen heute ist für Dr. Reiner Götzen nicht nur eine Frage des wo, wie teuer oder gut, sondern auch eine Frage des Wie, sprich: Weg von alten Wohnmustern eines Einfamilienhauses oder einer klassischen Wohnung hin zu neuen innovativen Ansätzen, z.B. durch die Errichtung neuer Wohnviertel (u.a. auf alten Industriegeländen wie Güterbahnhof Derendorf), bei denen gemeinsam nutzbare Gästeräume, Kommunikationsflächen oder spezielle Serciveleistungen ermöglicht werden. Typisches Beispiel hierzu, das viele kennen: Das Calor Carre in Ratingen. Ging die Rechnung hier auf? Dr. Götzen gesteht ein, dass diese neue Form immer dann scheitert, wenn die Bewohner für den Service nicht zahlen wollen. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der am besten alles umsonst ist“ sagt der Geschäftsmann zu Recht, entsprechend sind die Mieter bei solchen neuen Formen der Unterstützung noch sehr zurückhaltend.
Daher darf man sehr gespannt sein, wie sich das Unternehmen ANIMUS entwickelt, von dem Dr. Thomas Götzen berichtete, der eine App für Serviceleistungen entwickelt hat. Hier schienen Zukunftsvisionen auf, denen der Jungunternehmer kraftvoll entgegensieht. Dr.Reiner Götzen ist auch skeptisch, ob in den neuen Quartieren so bald ein Heimatgefühl aufkommen kann wie z.B. bei den gewachsenen Veedeln in Köln oder Stadtteilen wie Kreuzberg in Berlin, oder ob solche schön und modern gestaltete Wohnarrangement nicht doch eine Art Ghetto für die obere Mittelschicht werden. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die ärmere Bevölkerung sich das Wohnen in den Innenstädten bald nicht mehr wird leisten kann(Gentrifizierung). Eine politische Diskussion zu dem Thema sollte der Abend nicht sein, zumal auch der noch so sozial engagiertere Geschäftsmann letztendlich auch verdienen muss (Übrigens wurde das kommerzielle Argument kräftig unterstützt von einer Amerikanerin als Gast an dem Abend). Bei den Zukunftsvisionen entwarf der Städteplaner Lehrmann das Bild einer Stadt, bei der in all ihren Facetten der Mensch, die Familie, das angenehme Leben im Mittelpunkt stehen und zwar nicht auf dem Reisbrett konstruiert, sondern gewachsen und den Bedürfnissen aller gesellschaftlichen Schichten entsprechend. Seine Worte in des Stadtplaners Hand! Sicher ein hehrer Traum, den alle im Salon teilten, der vor dem Hintergrund von Euro, demografischem Wandel, der zunehmenden Attraktivität und daher kaum noch bezahlbaren Innenstädte sicher nur schwer zu verwirklichen ist.
Aber das wäre dann das Thema eines weiteren Salonabends.