FRANZ BENTON

Fantalk mit Musik

4. November 2015

Rheinische Post 6.11.2015

Als der in Ratingen geborene und aufgewachsene Gitarrist, Sänger und Songwriter Franz Benton um 20 Uhr den K24Kultursalon mit seiner Akustikgitarre betritt, ist es für die meisten der sechzig Gäste wie die Begegnung mit einem alten Freund, den man Jahre nicht gesehen hat, der dennoch durch seine zahlreichen Lieder, die man immer wieder auf den über 10 CDs hört, noch heute präsent ist.

 

Bis auf wenige Ausnahmen sind nur Fans im Raum, die fast alle seiner 120 Songs kennen und viele davon mitsummen können. Sie waren auf zahlreichen seiner Konzerte und haben heute einmal die Gelegenheit, Franz Benton ganz nah zu erleben, ihn persönlich zu fragen, was man immer schon fragen wollte. Das war bei den großen Konzerten höchstens beim Signieren in der Pause möglich.

 

 

Denn er hat 2012 in Ratingen sein Abschiedskonzert gegeben und ist von der Bühne gegangen, weil er das Gefühl hatte, es sei nun genug. Zwar hat sich der Songpoet äußerlich verändert, doch seine Stimme, seine Lieder, seine wundervolle Ausstrahlung zwischen unterhaltsamem Humor und Tiefgang, zwischen lockeren Geschichten und höchst anspruchsvoller Musik ist so präsent wie immer.    Anders als bei Konzerten, ist dieser Salonabend fast ein persönliches Gespräch zwischen den Gästen und ihm.

 

 

Immer wieder durchbrochen von den stimmgewaltigen und lyrischen Liedern, obwohl er nur ein Lied singen wollte, wie er in seiner unnachahmlichen Art mit einem Augenzwinkern zu Beginn bemerkt. Zum Glück werden es dann doch noch fast 10 Lieder.

 

Zusammen mit den Entstehungsgeschichten werden die Songs für viele zu einem der Highlights des Abends, vor allem auch deshalb, weil man erst jetzt vieles mehr von den Liedern versteht, durch Rückfragen, seinen Erklärungen. Es ist, als ginge ein Licht an, man begreift plötzlich einiges mehr und dringt damit erstmals zum Kern des Liedes vor, für deren gesungene englische oder spanische Feinheiten oft die Vokabelbreite der Zuhörer fehlt.

 

Beispiel: Das traurigste Lied („Lassen wir es zu Beginn singen, dann haben wir das auch hinter uns“) ist das, wo seine Tochter ihre Mutter mit einem Schlaganfall findet. Das Lied, dessen Melodie man schon zig-mal gehört hat, erschließt sich einem plötzlich neu und nun kann man das Lied nicht mehr anhören, ohne an die von ihm erzählten Bilder zu denken:”If I could turn back time”.

 

So wird der gesamte Abend zu einer intimen Entschlüsselung, zu einer wundervollen Brücke zwischen ihm und seinen Fans – und die kann nur in einer entsprechenden, fast familiären Stimmung entstehen. Nur so traut man sich, auch ganz persönliche Fragen zu stellen und erhält eine ebenso persönliche Antwort, an deren Ehrlichkeit und Authentizität keiner zweifelt. Zum Beispiel Fragen nach Lampenfieber (“Jedesmal, wenn ich die Bühne betrete”), seinen Ängsten, seinen kreativen und unkreativen Phasen, seinen Lieblingsliedern (“Ich habe fünf bis sechs Lieblingslieder”) und seiner Rolle als sogenannter B-Musiker, wie er sich selbst bezeichnet. Für alle im Salon ist er ein absoluter A-Musiker, der vielen hier näher steht als Eric Clapton, Joe Cocker, Tina Turner oder Chris de Burgh, an deren Seite er gespielt hat.

 

 

 Zu allem hat Franz Benton natürlich seine eigene Geschichte, die er so humorvoll erzählt, dass man denkt, man wäre dabei gewesen. In solchen Momenten wünscht man sich, er würde weiter singen, würde seine enorme kreative Kraft auch weiterhin dazu nutzen, die Herzen zu öffnen. Aber natürlich gönnt man ihm im nächsten Moment auch sein neues Leben zwischen Ziegen und Traktor in Niederbayern, über das er das witzige Lied “Zwischen Landshut und Vilshoven“ geschrieben hat, das sich seine Schwester am Ende dieses so schnell vorbeigehenden Abends wünscht. Ein köstliches, völlig anderes Lied, das bereits Blaskapellen übernommen haben (>>Lied auf Youtube). Doch endgültig schließt sich für ihn der Songkreis erst 2016, wenn seine Tochter ihr erstes Baby bekommt, was – wie könnte es anders sein – sicher wieder zu einem poetischen, unnachahmlichen Lied führen wird.

 

Nach Standing Ovations und Zugabe ist man erfüllt, gleichsam denkt man „Welch ein volles Leben, welche Geradlinigkeit, welche Authentizität , Musik als Leben, Leben als Musik nicht nur zu begreifen, sondern auch kreativ zu nutzen und damit Menschen zu berühren“.
Trotz seines offiziellen Bühnenendes wünscht man sich heimlich eine Fortsetzung dieses persönlichen, dichten Abends. Zumal der K24Kultursalon keine Bühne ist, sondern ein kleiner Ort für emotionales Erleben.