Der Club Ratinger Maler als Plattform für Kreativität und Kommunikation

 „Einige der heutigen sogenannten renommierten Künstlerinnen und Künstler in Ratingen haben ihre Karriere auch vor ihrem Kunststudium in dem Club Ratinger Maler begonnen, von dem sie heute natürlich nichts mehr wissen wollen“, sagt Elfi Lütcke mit verschmitztem Lächeln, ohne Namen zu nennen. 

Sie war bereits seit dem ersten Jahr (1979) Mitglied im Club Ratinger Maler, der vom damaligen Stadtjugendpfleger und Freizeitmaler Otto Bartsch gegründet wurde. Seit 1980 war sie Schriftführerin und wurde 1986 zweite Vorsitzende. Im Jahre 2000 löste sie Otto Bartsch schließlich als erste Vereinsvorsitzende ab und übt dieses Amt bis heute aus. “In einer so langen Zeit wachsen einem der Verein und die Menschen natürlich ans Herz“, sagt Lütcke in ihrer ruhigen und zurückhaltenden Art nicht ohne Stolz. 

Sie kann auch stolz sein, denn in all den Jahren haben sie und der Verein viel bewegen können, bietet Menschen eine Plattform für deren Kunst und Kreativität bei gleichzeitig relativ lockerem Vereinsleben. Denn anders als z.B. in einem Schützenverein finden sich hier Menschen zusammen, von denen jeder für sich genommen ein kleiner, individueller Künstler ist oder sein will, mal mehr, mal weniger. Entsprechend groß ist auch das Konkurrenzdenken, zu unterschiedlich die Selbsteinschätzung und dadurch auch der für manche der Vorbehalt gegen ein zu straffes Vereinskorsett. 

Vielleicht schätzen viele Elfi Lütcke gerade deswegen, weil sie durch ihre Art ein liebenswertes aber bestimmtes Alphatier zu sein, den Club zusammenhält, ohne gleichzeitig zu gängeln. Dies gilt bei der Themenfindung oder Vorgaben ebenso wie bei den zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen, die ohne ihre vielen Kontakte, ihre direkte, gleichzeitig nie überhebliche Art und ihr geniales Organisationstalent nie zustande gekommen wären. Sie hat auch immer Mut, neue Dinge aufzutun, neue Wege zu gehen, neue Orte für Ausstellungen zu finden. Man könnte es Organisationskreativität nennen bei gleichzeitig hohen Grad an Verantwortungsbewusstsein und großem Sensorium für die unterschiedlichen ca. 60 Mitglieder des Vereins. 

Sie ist eine „Mutige Macherin“, die lieber einmal mehr direkt anpackt, als aufwändig zu fragen und der es in all den Jahren gelungen ist, die Kreativität der Einzelnen immer wieder zu fördern, bündeln und präsentieren. Ob bei Ausstellungen z.B. früher in Schloss Kalkum („Wunderbar, gibt es heute leider nicht mehr“) oder dem renommierten Ballhaus im Nordpark Düsseldorf, bei zahlreichen Ausstellungen in Ratingen oder bei dem jährlichen (nur alle 2 Jahre) Ratinger Bildkalender des Clubs, den Fahrten, z.B. nach Maubeuge oder Kokkola, aber auch dadurch, dass die Stadt Ratingen beim Club einen Ansprechpartner gefunden hat, der Karnevalswagen bemalt oder Maibäume gestaltet.

 Aber wer ist diese Elfi Lütcke, wer steckt hinter diesem Mensch, dem der Spagat zwischen Kreativität und Organisation seit so langer Zeit so gut gelingt? Sie wuchs in Ratingen auf und schon in der Schule gelang es ihr, anderen zu helfen, sie zu unterstützen, vor allem bei handwerklichem Unterricht wie stricken oder häkeln, letztendlich schon früh, Dinge zu organisierten und Verantwortung auch für andere zu tragen „natürlich auch, um ein wenig mein Taschengeld aufzubessern“ schmunzelt sie, die eigentlich Modezeichnerin werden wollte: „Aber drei Jahre zeichnen und drei Jahre schneidern waren mir dann doch zu lang“.

Stattdessen arbeitete sie sich nach einer kaufmännischen Lehre in Ratingen hoch bis zur Fachlehrerin für das Fach „Kurzschrift und Maschinenschreiben“, das sie nach der Staatlichen Prüfung dann an den „Berufsbildenen Schulen Ratingen“ (später Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg) als Lehrerin unterrichtete. “Das hatte bald allerdings mehr mit Textverarbeitung, EDV und Computertechnik zu tun als mit der alten Stenoschrift“. Entsprechend ist sie heute natürlich eine Computerfachfrau erster Güte, die vor allem im Bereich Grafik und Bild immer dazulernt.

Zum Malen ist Elfi Lütcke eher zufällig durch ihren Mann gekommen, den sie schon mit 17 Jahren kennengelernt, fünf Jahre später geheiratet hat und mit dem sie bis heute in Tiefenbroich wohnt. Als nämlich ihr erstes Kind unterwegs war, konnte sie nicht mit auf die Piste zum Skifahren. Damit sie sich nicht langweilte, schenkte ihr Mann Helmut ihr einen Kasten mit Ölfarben – eine Initialzündung, die zu einer Parallelwelt geführt hat, die bis heute gewachsen ist und anhält:

„Malen ist für mich ein Ausgleich zum Stress im Alltag. Man konzentriert sich auf eine Sache und hat ein Erfolgserlebnis, wenn man sieht, was man gemacht  hat“ sagt Lütcke und vergleicht es ein wenig mit dem handwerklichen Schaffen.„Für das Malen muss man ein visueller Typ sein und das, was man geschaffen hat ist eine Belohnung, die man sich selbst gewährt. Und natürlich in einer Ausstellung, denn Erfolgserlebnisse braucht jeder Mensch. Eine Bewunderung, Anerkennung und Steigerung des Selbstwertes, welche man in den 34 Jahren im Schuldienst eher selten hatte.“

Neben diesen drei verschiedenen Welten, nämlich Familie mit 2 Kindern, Lehrerin und Malen gibt es noch eine weitere Welt, mit der sie jongliert, nämlich das Tennis. Ihr Mann ist seit über 25 Jahren Vorsitzender des Ratinger Tennisclubs Grün-Weiß 1911 e.V. und sie unterstützt diese Arbeit, wo sie nur kann, z.B. indem sie zweimal im Jahr die Tenniszeitung gestaltet, obwohl sie selbst seit langer Zeit nicht mehr aktiv spielt.

Sie fährt dafür leidenschaftlich gerne Ski und hat sich in vorletzten Winter  bei einem Sturz eine Verletzung im linken Oberschenkel zugezogen, die zwar schmerzte, aber eine Powerfrau wie Elfi Lütcke nicht umgehauen hat. So ist sie eben, eine Frau, auf die man sich verlassen kann, die gerade durch ihre leise aber klare Art vieles bewegt („Was ich anfange, bringe ich auch zu Ende“) und der man nur wünschen kann, dass sie noch lange genug Kraft hat, mit diesen vier Welten so erfolgreich zu jonglieren und so vielen Menschen eine Plattform für deren eigene Kreativität bieten kann.