Weihnachten sitzt die fünfköpfige Familie mit der Oma um den Tannenbaum. Sie singen jedes Jahr dieselben Lieder und alle haben dort immer wieder einen verlässlichen, magischen Ort für die Seelen, nach dem jeder sich auf seine eigene Weise sehnt und der dennoch durch das Fest ein gemeinsamer ist.
Unabhängig von Geschenken und guten Wünschen hat jeder der Familie noch andere, eigene, oft fiktive, undefinierbare und magische Orte der Sehnsucht – aber auch der Ängste.
Die fünfjährige Lena sehnt sich nach einem Kuschelzoo für ihre Stofftiere, wobei sie keine reale Vorstellung hat, wie dieser aussehen könnte. Der 11-jährige Max sehnt sich nach einem Smartphone, mit dem er sich auf eine fiktive Reise in Welten der unendlichen Kommunikation mit hunderten Freunden und Spielen begeben kann. Er weiß konkret überhaupt nicht, wo und wer diese sind, aber trotzdem wird er jeden Tag an diese digitalen, für ihn magischen Orte zurückkehren. So können fiktive, magische Orte nicht nur Sehnsucht, sondern auch Sucht erzeugen.
Ganz anders die Sehnsucht der Ältesten, der 14-jährigen Charlotte. Sie sehnt sich seit Langem nach einem festen Freund, nach der Magie der Liebe, wobei sie nicht weiß, wie sich dieser fiktive Moment des Verlangens anfühlt. Er soll nur endlich da sein und sie glücklich machen. Gleichzeitig hat sie hat Angst, sie würde diese Magie niemals erleben, die ihre beste Freundin bereits in die Realität durch Küssen umgesetzt hat.
Die Eltern sehnen sich gemeinsam nach Glück und Frieden in der Familie als die größte Magie des Alltäglichen. Dazu gehören viele einzelne kleine Momente, die zwischen den beiden geteilt werden können als Gefühl ihrer Liebe, die doch jeder anders empfindet. Für ihn ist dies z. B. ein gutes finanzielles Auskommen der Familie, für sie die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben als Mutter, die für ihre Kinder von Anbeginn Ort der Liebe und Geborgenheit sein wollte. Ein Sehnsuchtsort der Eltern ist real und magisch zugleich. Erzeugt ist er durch Prospekte und TV-Filme und wartet auf seine Verwirklichung: einmal mit dem Motorrad die Westküste Amerikas herunter zu fahren.
Für die Oma schließlich ist die Gesundheit ein unwägbarer Ort der Magie, geheimnisvoll und voller böser Überraschungen, auch eine Magie der Angst. Vor allem aber ist es auch ihr sehnlicher Wunsch, ihr verstorbener Mann solle einen Ort der ewigen Ruhe finden, der noch unergründlicher, noch magischer ist als alle anderen Orte der Diesseitigkeit.
So hat jeder seine eigenen heimlichen Orte des Verlangens und der Ängste, seine Sehnsucht nach glücklichem Sein. Denn was wäre das Leben, was jeder einzelne Mensch, ohne den Zauber des jeweils Möglichen? In diesem Sinne wünscht der KuRat jedem und jeder, dass einige der heimlichen Wünsche sich erfüllen, in dem Sinn fröhliche Weihnachten!
C Text & Foto & Bilder der KuTat/Troesser