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Das Wort Wort ist das wichtigste Wort (unabhängig von jeder religiösen Deutung). Denn ohne das Wort Wort gäbe es das Wort Wort nicht und somit auch kein Wort. Und keinen Satz, keine Sprache. Und den Text nicht, den Sie grade lesen. Denn: “Die leblosen Zeichen des Alphabetes werden im Kopf zu lebenden Bedeutungen.”(1) Erst in diesem Moment, wo Sie ihn lesen und verstehen können, können Sie ihn begreifen und entsprechend deuten, interpretieren, kritisieren usw. Voraussetzung ist hier – auch wenn es banal scheint – die Kompetenz des Lesens und Verstehens der “Muttersprache”.
Übrigens sind die Leerstellen, der scheinbar bedeutungslose Zwischenraum zwischen den geschriebenen und die kurzen Pausen zwischen gesprochenen Worten, auch von elementarer Bedeutung: Gäbe es sie nicht, wären sowohl in der geschriebenen wie verbalen Form als Worte ein unverständliches “Kauderwelsch”.
Das Wort Wort ist als einsilbiges Nomen (Hauptwort) – ohne Zusätze wie Vor- oder -spiel – vollständig selbst referenziell, d.h. das Zeichen verweist nur auf sich selbst und seine Bedeutung. (Anders als andere (Wort)Zeichen wie z.B. „Auto“, nicht auf das Zeichen selbst, sondern auf ein Objekt, nämlich den fahrbaren Gegenstand, referiert).
Das Wort Wort ist nur als deklinierbares Substantiv nutzbar. Den Begriff „ich worte mit Dir“ (als ein Synonym für „ich schreibe Dir“) gibt es nicht. Ausnahme ist nur das aus dem Spanischen mit L- angelehnte: „Ja, ich L-worte Dich“ („I L demasiado prabla“) als Synonym für „Ich liebe Dich“.
Es ist verbal nur mit entsprechendem Verb nutzbar, wie z.B. „Ich gebe Dir mein Wort“.
Das Adjektiv „wörtlich“ bezieht sich nur auf das Wort als „Rede“.
Somit ist das Wort Wort eigentlich das wichtigste Wort, denn ohne es gäbe alles Weitere nicht.
Eigentlich. Denn neben der semiotischen Betrachtung ist im Deutschen das Wort Wort quantitativ in all seinen Zusammensetzungen lange nicht mehr eines der meist genutzten Worte und laut statistischer Auswertung des DWDS (Deutsches Wörterbuch der Digitalen Sprache/Bundesministerium für Bildung) stark rückläufig. Gleichwohl erfährt auch heute noch das WORT WORT, UNWORT oder JUGENDWORT eine hohe Bedeutung und Anerkennung. (Z.B. WORT des Jahres 2018 war “Heißzeit”).
Glaubt man Google als kommerzieller Suchmaschine, die zwar nicht als wissenschaftlich anerkannt gilt, aber deren statistische Auswertungen dennoch eine nachvollziehbare Bedeutung haben, ist das Aufrufen des Nomens WORT in all seinen Zusammensetzungen in einem Ranking weit hinten.
Und diese Zahlen beziehen sich eben nicht auf die täglich genutzte Frequenz, sondern nur die digital aufgerufenen Zahlen.
Das Wort TEXT ist mit 21.220.000.000 eines der meist aufgerufenen Begriffe im Netz, gefolgt von BLOG mit 7.540.000 000 und SEX mit 3.800.000 000. BILD hat 1.240.000 000 Aufrufe, ZEIT 624.000 000 und SPRACHE 267.000 000. Das WORT WORT liegt mit 150. 000 000 zwar immer noch im oberen Feld, hat aber scheinbar nicht mehr eine so hohe Bedeutung.
Dennoch ist das WORT als Grundstein aller Lyrik und Epik auch zentraler Teil der Internetseiten von troesser-art. Neben dem BILD als BILD.
1. Siri Hustvedt / Leben, denken, schauen, /RoRoRo 2018
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