Wer die lit.COLOGNE kennt, die ja seit 2001 jedes Jahr in Köln veranstaltet wird, der weiß, dass es hier Dinge auf unterschiedlichen Ebenen  zu erleben gibt. Natürlich vor allem die  Autoren oder Autorinnen mit ihren Texten, dann vielleicht den Vorleser oder die Vorleserin, vor allem aber auch die gesamte Atmosphäre, die Menschen, den Veranstaltungsort, den Charme der Stadt Köln usw.

Am Samstagabend, den 11.März 2017 waren alle diese Komponenten verdichtet zu erleben: Die Fahrt mit dem (modernen und großen) Literaturschiff auf dem Rhein in der Abendsonne  und dabei die Stadt wie in einen Film langsam an sich vorbeiziehen zu sehen war alleine schon ein Erlebnis. Dann natürlich die Protagonisten Lluis Llach und Iris Berben, jeder für sich genommen eine außergewöhnliche Persönlichkeit, vor den 700 Gästen, davon geschätzt zwei Drittel Frauen. Denn es ging um einen Frauenroman. Die Hauptperson des Abends kennen hierzulande nur wenige: Den katalanischen Sänger, Schriftsteller, Weinbauer und Politiker Lluis Llach, dessen Lieder in Katalonien jedes Kind kennt und auf der Straße trällern kannn.  

Sein neustes Werk, an dem er drei Jahre gearbeitet hat, ist  der Roman: Die Frauen von la Principal.  Hier erzählt er die Geschichte dreier katalanischer Frauen aus drei Genrationen, die typischerweise alle Maria heißen. Als der Vater der ersten Maria 1893 nach Barcelona geht und der einzigen Tochter auferlegt, das Weingut zu verwalten und zur Blüte zu bringen, ist diese entsetzt und enttäuscht. Doch mit viel Mut und Eigensinn entwickelt sich das Weingut „La Principal“ prächtig und sie wird zur mächtigsten Frau des Dorfes, bewundert, beneidet. Wunderbar beschrieben auch die erotischen Abenteuer mit einem ihrer Sänftenträger. Mit einem Augenblinzeln meint der Katalane hierzu, er sei homosexuell und obwohl er Weinbauer mit eigenem Weinberg ist, sei selbst aber strikter Antialkoholiker. Auf die Frage, ob er denn selbst seinen Wein kaufen würde, antwortet er ebenfalls verschmitzt: “Nein, der wäre mir zu teuer“. Solche sehr persönlichen, oft humorvollen Gespräche, vor allem auch über seine politische Arbeit, führte der exzellente Moderator Michael Ebermeyer, der sich mit Laach auf spanisch unterhielt und sofort in Deutsche übersetzte.Übrigens auch begleitet von Gebärdensprachlern).      

Mit Spannung erwartete man natürlich diejenige, für die sicher viele an dem Abend gekommen waren: Iris Berben, diese für viele charismatische Schauspielerin mit einer außergewöhnlichen Bandbreite – von Humorbeiträgen („Klimbim“) bis zu unzähligen ernsten Filmen. Und einer Stimme, die durch ihr sanftes, fast erotisches Timbre bei manchen ein besonderes Grundrauschen erzeugt. Aber eben diese Stimme war es, der sie an dem Abend nicht recht traute („Ich habe seit fünf Wochen eine Bronchitis…Bitte entschuldigen Sie“), die aber trotzdem das Publikum regelrecht verzauberte. Wenn man die Augen schloss und nicht auf sie – in lagem schwarzen Kleid vor dem schwarzen Tisch sitzend – schaute, sah man förmlich einen Film ablaufen.

Nur wenige Menschen haben diese Gabe, mit der Stimme so zu spielen, die einzelnen Charaktere so darzustellen, als sehe man diese förmlich vor sich. Man merkte, dass Sie auch selbst Spaß an dem Buch und vor allem auch an dem sympathischen und engagierten Autor ohne zu verraten, wie das Buch ausgeht, denn es wird am Ende noch zu einem Krimi mit  Leiche.  

Wunderbar, wie Lluis Llach ihr am Ende spontan einen Handkuss gab, obwohl er wahrscheinlich kein Wort der deutschen Übersetzung verstanden hat. Aber vielleicht hat auch bei Ihm die Stimme das besagte Grundrauschen erzeugt, das eigentlich fast ohne Inhalte auszukommen scheint.

Ein gelungener Lit Cologne Abend, an dem sicher viele auf ihre Kosten gekommen sind. Trotz Bronchitis.

 Bildzitat Lluis Llach: http://www.naciodigital.cat/noticia/124240/lluis/llach/referendum/pactat/no/gran/pista/aterratge/comuns

C Buchtitel Foto C Inselverlag

C Fotos/Text Michael Troesser

Kategorien: BücherNachgedacht